Es gibt einen schönen Witz: „Es war einmal ein Mann, der drei Söhne hatte. Der älteste Sohn war der klügste; der zweitälteste Sohn war etwas weniger intelligent, dafür aber sehr praktisch veranlagt. Nur der jüngste Sohn war weder praktisch veranlagt noch mit einem Mindestmaß an Klugheit ausgestattet. Als der Mann starb, erbte der älteste Sohn Haus und Hof; der mittlere Sohn bekam den Esel und die Kuh. Und der jüngste Sohn bekam einen Sack Mumpeln …“ Wenn Sie sich jetzt fragen, was „Mumpeln“ sind … genau das hatte sich der jüngste Sohn auch gefragt :-).
Aber exakt das ist das Problem, wir können nicht erkennen, was wir nicht beschreiben können, wofür wir keine Sprache haben, was wir noch nicht gesehen, gelernt oder untersucht haben. Oder weiß jemand, was eine SEI-Schicht ist (gibt es bei Lithium-Ionen-Batterien) oder was Synapsen sind oder ähnliches. Bei einem „Horsemanship-Kurs“ von Buck Brannaman in Madison (WI) wurden heute Themen angesprochen, die ich nicht kannte und worunter ich mir nichts vorstellen kann. Was ist denn ein „Bridle-Horse“, was ist ein Hackamore oder was versteht man unter Transition beim Pferd? Wenn man in dem Thema drinsteckt, ist das alles kein Problem. Im Gegensatz zu einem Laien weiß der Experte, was unter bestimmten Themen verstanden wird und kann das beschreiben.
Die Lösung besteht darin, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Man muss sich eingestehen, dass es Dinge gibt, die man nicht kennt, die aber trotzdem möglich und unter Umständen auch wichtig sind. Nur weil wir etwas nicht beschreiben können, bedeutet das nicht, dass es etwas nicht gibt oder das nicht existiert. Vielleicht deutet gerade das darauf hin, dass es genau das gibt.
Hermann Scherer schreibt in seinem Buch „Fokus!“ folgende Worte: „Es ist ein Unterschied zwischen Denken und Gedanken haben.“ Mit dem Einsetzen von Denken können wir überprüfen, ob Dinge stimmen und relevant sind. Nur Gedanken zu etwas zu haben bedeutet, aus dem eigenen Speicher und den Erfahrungen heraus zu bewerten; damit besteht aber die Gefahr, dass man Dinge nicht erkennt, die existieren, aber in unserer Vergangenheit noch nicht vorgekommen sind.
Hinsichtlich Führung und Leadership sollte die Aussage „das kann ich mir nicht vorstellen“ keine Relevanz besitzen; gerade an dem Punkt ist Wachsamkeit angebracht, weil man allzu gern die Dinge übersieht, die man nicht beschreiben kann.
Abschließend noch was Philosophisches: Irgendwo hatten wir mal von einer Theorie gehört, dass es nur das geben kann, was sich die Menschheit auch vorstellen kann. Das wurde dann auf Gott bezogen. Die Schussfolgerung war dann die, dass es einen Gott oder mehrere Götter geben kann, gerade weil wir als Menschen das als Modell vorstellen könnten – selbst wenn wir es intellektuell nicht glauben.